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Warum "Systemisch"?

Das Besondere der Systemischen Therapie (früher "Familientherapie") liegt darin, dass sie nicht den einzelnen Menschen isoliert betrachtet, sondern die ganze Familie oder das soziale System, in das er eingebettet ist. Sie achtet nicht nur auf das, was in einem Menschen vorgeht, sondern besonders auf das, was zwischen Menschen passiert, die zusammen leben oder arbeiten. Wie gestalten sie ihre Beziehungen? Welche Regeln und Muster haben sich bei einem Paar, in einer Familie, in einem Team im Laufe der Zeit herausgebildet? Was davon ist noch hilfreich, was hingegen blockiert eine weitere Entwicklung? Dabei wird, falls nötig und hilfreich, auch die eigene Familiengeschichte mit in den Blick genommen.

Systemische Therapie und Beratung arbeitet ressourcenorientiert. Das bedeutet: Menschen werden mit ihren Stärken und Möglichkeiten wahrgenommen, nicht mit ihren vermeintlichen Schwächen und Fehlern. Leider neigen Individuen, Paare und Familien, v.a. in krisenhaften Situationen, dazu, ihr Augenmerk hauptsächlich auf das zu lenken, was nicht funktioniert. Häufig entspricht das nur 10% der gesamten Aktionen, Interaktionen und Reaktionen. Dabei geht oft der Blick verloren für die 90%, die als gut empfunden werden.

In der Systemischen Therapie und Beratung gehen wir davon aus, dass Menschen sich nicht immer gleich verhalten. Menschen besitzen keine unveränderlichen Eigenschaften, ihr Verhalten hängt vielmehr ab vom Kontext, von der Umgebung, von der Situation, in der sie sich befinden, vom Gegenüber, mit dem sie zu tun haben. Dieses Einstellung hat eine weitere Grundannahme zur Folge, nämlich, dass menschliches Verhalten immer einen Sinn ergibt. Die Frage in der Systemischen Therapie und Beratung ist also, wofür die beobachtete Symptomatik – das "Problem" – im jeweiligen Kontext sinnvoll ist: Es gibt stets verschiedene Sichtweisen auf eine Situation.

Das bedeutet für die Systemische Therapeutin: Es gibt kein "besser" oder "schlechter", kein "richtig" oder "falsch". Die Systemische Therapie und Beratung möchte Menschen nicht verändern, sondern dafür sensibilisieren, wie Menschen aufeinander reagieren, wie Partner, Familienmitglieder und Kollegen ihr Verhalten gegenseitig beeinflussen. Sie möchte damit einen Raum schaffen, in dem eine Entscheidung für oder gegen eine Veränderung getroffen werden kann. Systemische Therapie und Beratung richtet sich daher an Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen möchten.

In der Systemischen Therapie und Beratung besteht die Auffassung, dass das Wichtige im Beratungsprozess zwischen den Sitzungen, also im Alltag, passiert. Daher ist der zeitliche Abstand zwischen zwei Sitzungen länger als bei anderen Therapiemethoden; er beträgt in der Regel zwei Wochen. Die einzelnen Sitzungen dauern normalerweise 90 Minuten. Manchmal wird das im Erstgespräch gemeinsam vereinbarte Ziel schon nach ein oder zwei Sitzungen erreicht, manchmal erstreckt sich der Prozess über 30 Sitzungen. Im statistischen Durchschnitt erfordert eine Systemische Therapie 15 Sitzungen.

Weitere Informationen zum systemischen Ansatz und zur systemischen Forschung finden Sie hier und auf der Homepage der Systemischen Gesellschaft, wo besonders der Film "Systemisch ist viel mehr" besonders empfehlenswert ist!